Es ist wie an der Hand genommen und zum Objekt der Bewunderung geführt zu werden: jemand wählt ein Gedicht aus, löst es aus dem Zusammenhang der üblichen Gedichtsammlungen, präsentiert es uns, allein für sich, in neuem Licht und neuer Bedeutung. Kein Wunder, dass es auf diese Weise so viel mehr an Aufmerksamkeit gewinnt.
Es wäre gut viel nachzudenken, um
von so Verlornem etwas auszusagen,
von jenen langen Kindheit-Nachmittagen,
die so nie wiederkamen – und warum?
Noch mahnt es uns –: vielleicht in einem Regnen,
aber wir wissen nicht mehr was das soll;
nie wieder war das Leben von Begegnen,
von Wiedersehn und Weitergehn so voll
wie damals, da uns nichts geschah als nur
was einem Ding geschieht und einem Tiere:
da lebten wir, wie Menschliches, das Ihre
und wurden bis zum Rande voll Figur.
Und wurden so vereinsamt wie ein Hirt
und so mit großen Fernen überladen
und wie von weit berufen und berührt
und langsam wie ein langer neuer Faden
In jene Bilder-Folgen eingeführt,
in welchen nun zu dauern uns verwirrt.
Aus Rilke – Neue Gedichte
Hier zitiert nach
Markus Gabriel – Warum es die Welt nicht gibt, Ullstein Vlg
Wirklich schön dieser Solitär!
Liebe Grüsse,
B.F.