Botho Strauß’ Anmerkungen zum Außenseiter*

Einer, der mit seinen Gedanken die herrschende Mainstream-Kultur sehr heftig in Frage stellt, und prompt hört man das Aufheulen der Getroffenen aus dem Blätterwald.

. . .‘Seid umschlungen, Millionen’ hielt man die längste Zeit für eine gewagte Hyperbel, bis sich zeigte, dass sie die Zukunft der Facebook-Freundschaften, das Alle-Welt-Gefühl des Stubenhockers besang. Darin sind alte Einsamkeit und alte Geselligkeit gleichermaßen verloren. ‘Eine verstreute Dynastie von Einsiedlern hat das Antlitz der Erde verwandelt’ (Borges).
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Der ästhetische Urfehler rührt vom Plurimi-Faktor**:  die meisten  zur obersten Interessensphäre zu machen und das Breite zur Spitze zu erklären.
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Von Massenbewegungen fasziniert, unterschlägt der intellektuelle Götzendienst vor dem Populären die banale Erfahrung, dass diese Anrufung, immer der Quote nach, stete Anpassung nach unten verlangt.

Inzwischen paktiert auch die Kunst liebedienerisch mit Quote und breitem Publikum. . . .“

*) in DER SPIEGEL vom 29.Juli, p. 108
**) ob die meisten überhaupt merken, dass sie gemeint sind?

 

 

5 Gedanken zu „Botho Strauß’ Anmerkungen zum Außenseiter*

  1. … nicht nur die quote wird nach unten angepasst, eine solche kultur ist stromlinienförmig erstarrt und zu kaum einer weiterentwicklung mehr fähig. die allgegenwärtige zeitschinderei und der tempofetischismus behaupten dynamik, erweisen sich bei genauem hinsehen aber als rasender stillstand. auf der tonspur begleitet von dem öden, pragmatischen genöle der bundeskanzlerin…
    gruß, h.

    • Ich fürchte nur: wir sind nicht die zu rettenden Passagiere, vom Kutscher ganz zu schweigen, sondern die Bauteile des stürzenden Gefährts. Gruß, D.M.

      • vermutlich wird uns dieses „wohl“ nicht beschieden sein. es sei denn unser bauteil löst sich zufällig noch rechtzeitig vor dem finalen pardauz vom fuhrwerk – bei einem dramatischen sturz platzt schon mal vorher was ab.
        am heftigsten wird es die pferde erwischen.
        gruß, h.

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