Europawahl 2014

Die wachsende Macht des Rechtspopulismus scheint zwei Theorien zu bestätigen:

Die Menschen sind viel zu befangen in ihren alltäglichen Nöten und Vergnügungen, als dass sie verantwortungsvolle und weitsichtige politische Entscheidungen treffen könnten; es fehlt  an  Wissen und  Energie.

Und es ist immer nur eine Minderheit, die aus geschichtlicher Erfahrung etwas für die Zukunft lernt.

Einziger Trost und kleine Chance für die vernünftige Realisierung eines geeinten Europas: während die positiven Kräfte von einer gemeinsamen Idee getragen werden, müssen sich die Europa-kritiker wegen ihrer teilweise konträren Interessen gegenseitig ins Gehege kommen.

4 Gedanken zu „Europawahl 2014

  1. Zitat von Ingeborg Bachmann: Die Geschichte lehrt dauernd, aber sie findet keine Schüler. Hoffentlich stimmt es nicht so radikal.
    Gruß M.

  2. Die Europamüdigkeit vieler Menschen liegt sicher nicht nur an ihrer Dummheit und Lethargie.
    Dazu kommen die Regelungswut und die Undurchschaubarkeit der europäischen Administration, die aus Europa statt einer Vision einen Albtraum werden lassen.
    Wenn Brüssel sich auf das Wesentliche beschränkt, also das Subsidiaritätsprinzip beherzigt, und sich als eine richtige transparente parlamentarische Demokratie organisiert, werden sich auch deine „Dummen“ und „Faulen“ von den rechten Rattenfängern abwenden. Wir sollten nicht auf deren Selbstzerfleischung warten, sondern ihren populistischen Ideen den Boden entziehen.

    • Lieber Horst, die Leute nur mal subsidiarisch machen zu lassen, um den rechten Rattenfängern den Boden zu entziehen, klingt mehr als optimistisch. – Leider sieht die Praxis so aus, dass eben jeweils eine Wahlperiode lang bis kurz vor der Wahl Europapolitik in den Medien fast nicht vorkommt und höchstens mal die “absurden“ Brüsseler Verordnungen* für Büttenreden herhalten müssen. Um den Menschen in Europa ihr Interesse an einer gemeinsamen Gestaltung dieses Organismus bewusst zu machen, bedarf es mehr, als sie “ruhig machen zu lassen“. Insofern sind denn “meine Dummen und Faulen“ auch Deine Dummen und Faulen.

      *) Übrigens wäre es interessant, einmal konkret zu erfahren, welche Brüsseler Verordnungen (à la eckige Eier und gerade Bananen) wessen Lebensqualität tatsächlich beeinträchtigt haben.

  3. Das Problem ist auch, dass das System der EU für viele Zeitgenossen weit weg und undurchschaubar ist. Was man nicht versteht, wird als Bedrohung wahrgenommen. Wenn etwa die Glühbirne verschwindet oder eine Umweltzone eingerichtet wird, in der man nicht mehr mit jedem Auto fahren darf und damit das Heiligste angetastet wird, wenn dann gar die Währung in eine bedrohliche Schieflage gerät, dann ist das allemal Anlass, in einfachen Scheinlösungen das Heil zu suchen.

    Das ist das Üble an den rechtspopulistischen Neigungen vieler Europäer: Sie suchen zu komplexen Fragen Einfachstantworten. Die gibt es aber im 21. Jahrhundert nicht mehr. Eines der Dilemmata rund um die Eu …

    Gruß
    Martin

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