In einem satirischen Text beschreibt Patrick Süsskind, wie jemand vor seiner Bücherwand steht, ein Buch herausgreift, mit Interesse und wachsender Spannung darin liest, bis er schließlich erkennen muss, dass er das Buch schon längst gelesen, den Inhalt aber total vergessen hatte.
Leider sind mir ähnliche Erfahrungen nicht fremd, und ich weiß von einigen Menschen in meinem Bekanntenkreis, dass es ihnen ähnlich geht: ein Großteil dessen, was wir lesen, sinkt früher oder später ins Vergessen.
Aber wer würde deshalb auf Bücher und Lektüre ganz verzichten wollen? Beim Lesen nimmt man ein geistiges Lebensmittel zu sich, und diese “Nahrungsaufnahme“ gehört für viele ganz selbstverständlich zum Alltag.
Trotzdem kann es leicht geschehen, dass ich in Verlegenheit gerate, wenn man mich fragt, was ich lese. Aber gibt man mir nur etwas Zeit zur Rückbesinnung, kommt schnell eine ganze Liste zusammen, z.B. dies aus den letzten beiden Monaten:
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Pynchon – Bleeding Edge – Penguin Books
Jaeger – Wanderers Verstummen … – K&N
Nabokov – Erzählungen – Rowohlt
Mauvignier – Autour du Monde – Minuit
Schlaffer – Geistersprache – Hanser
Houellebecq – La Carte et le Territoire – J’AI LU
Deinhard – Bedeutung u. Ausdruck – Luchterhand
Modiano – Fleurs de Ruine – Ed. Du Seuil
Seethaler – Der Trafikant – Kein & Aber
Rufin – Immortelle randonnée – Gallimard
Tesson – S’Abandonner À Vivre – Gallimard
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Es gibt Leser, die über ihre Lektüre tagebuchartig Buch führen.
Das mag helfen, wenn man sich an früher gelesene Texte besser erinnern können will oder aus bestimmten Gründern sogar muss.
Was aber, wenn man das Lesen mehr wie ein Durchstreifen fremder Gegenden versteht?
Mehr darüber an einem anderen Tag.
Dem amerikanischen Psychologen Burrhus Frederic Skinner wird diese Äußerung zugeschrieben: „Bildung ist das, was übrig bleibt, wenn das Gelernte vergessen wurde.“
(Die Originalquelle konnte ich leider auf die Schnelle nicht finden, es gibt auch leicht abweichende Fassungen.)