Ungewissheiten, mit denen wir zu leben gewohnt sind

Gerhard D., mit dem mich seit vielen Jahren seine wissenschaftliche Arbeit und unsere Gespräche verbinden, war  empört: ihm war ein Fall zu Ohren gekommen, in dem ein  renommierter Kunstfachmann zu einem Werk eine Expertise abgegeben habe, ohne dass er das Objekt überhaupt vor sich gehabt hätte. “Was sind das denn für Methoden?“ fragte er mit Recht, wenn auch etwas naiv; denn dergleichen kommt leider häufiger vor, als man glaubt.

Trägt man einmal alle Fälle von Täuschung  zusammen, von denen man überhaupt etwas erfährt, etwa dass jemand biochemische Experimentaldaten fälscht, um irgendeine Theorie glaubhaft zu machen, oder dass – wie Arno Schmidt berichtete – jemand einen trigonometrischen Punkt kurzerhand beiseite rückt, weil er seinem Traktor im Wege ist, oder was sonst leichtfertig oder böswillig an Irreführungen begangen wird, dann lässt sich daraus extrapolieren, dass die Masse dessen, was wir als gesichert zu wissen meinen, eigentlich nur eine Datenwolke ist mit – sagen wir mal unter Berücksichtigung einer vermutlich hohen Dunkelziffer – etwa 65% Wahrheitsgehalt.

 

 

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