Wer Herta Müllers Collagenbuch* aufschlägt, ist zunächst mehr Betrachter als Leser. Wie mit bunten Bruchstücken zu Mauern aufgetürmt fügen sich die collagierten Sprachbausteine zusammen. Dass es sich dabei um lesbare Texte handelt, wird durch kleine ikonische Elemente betont, die hier nach Art von Illustrationen zwischen gedruckten Texten beigefügt sind. Aber erst auf den zweiten Blick beginnt der Leser, dem Wortsinn der Zeilen zu folgen und den surrealistisch-assoziativen Beziehungen nachzuspüren. Dann ergeben sich – in gewohnte Sprache rückübersetzt – kleine Gedichte wie z.B.
Und nichts gerät
Im Alphabet der Angst
so hundeköpfig plump
und gleichzeitig eidechsig zart
wie die Gegenwart
*) Herta Müller – Die Blassen Herren mit den Mokkatassen
erschienen bei Hanser