Diesmal entschied ich mich bei den zum Abreißen ausgehängten Gedichten für einen Text, dessen Bilder ganz deutlich spüren lassen, dass die Worte anderes meinen, als sie sagen:
Rolf Bossert
Gartenlokal
Wir sitzen in Städten im Osten.
Man macht Poesie.
Und während die Schreibfedern rosten,
Erklärt sich der Krug zum Genie.
Ich liebe die Herbstzeitlose,
Das tut ihr so gut.
Ich trag den April in der Hose,
Den September unter dem Hut.
Mein Auge kullert im Winde.
Die Wimper fällt um.
Ich rede für Taube und Blinde
So um die Dinge herum.
Aus:
Gerhard Csejka (Hrsg.) – Ich stehe auf den Treppen des Winds
bei Schöffling & Co.
Worum es in diesem Gedicht geht, wird deutlicher, sobald man die tragischen Lebensumstände des Autors erfährt (siehe den Wikipediaartikel über Rolf Bossert)
auf eigenartige weise doch sehr aktuell!
um die dinge herum zu reden schützt auch nicht, wie aus dem tragischen schicksal von rolf bossert zu entnehmen ist. ob weltliche oder religiöse kulturvernichter, poesiehasser oder ikonoklasten – nous sommes charlie!
gruß, h.