Ein stattlich gewachsener Fingerhut – durchaus ansehnlich; aber wann schaut man schon mal genauer hin?
Die Innenseite jedes Trichters ist auf die gleiche Weise “gesprenkelt“: die gleichen Farbpigmente, die gleichen Bereiche, die gleichen Fleckengrößen: zum Verwechseln ähnlich, und doch wahrscheinlich jede Blüte so einmalig wie ein Fingerabdruck.
Ich frage mich, ob man die unzähligen Variationen als Leistung der Natur anerkennen oder die „Unfähigkeit“, exakt ein und dasselbe Muster hervorzubringen, als Mangel oder Einschränkung werten soll.
Und hatte Einstein Unrecht und wir können uns Gott durchaus würfelnd vorstellen, aber mit unvorstellbar großen Würfelbechern?
Ob Old Nobodaddy würfelt oder nicht, bleibt Spekulation.
Wir wissen auch nicht, ob sich die Flecken in den Blütentrichtern als Lockung, Tarnung oder Abwehr entwickelt haben und ob sie überhaupt einen “Sinn“ machen. Gewiss aber liegt eine systematische (genetische) Festlegung des Freiraums vor, innerhalb welcher Parameter sich die Flecken zu bilden haben.
Interessant ist wohl, dass dieses unbewusste Geschehen als bewusstes Kompositionsprinzip in der modernen Musik angewandt wird. Offenbar um der Ödnis ständiger Wiederholung des Gleichen zu entgehen, gibt es Musikpasssagen, die im vom Komponisten festgelegten Rahmen individuell verschieden auszuführen sind.
die unvermeidliche techno-szientifische weltanschauung steht vor den flecken wie der ochs vorm scheunentor.
gruß, h.