Seit jeher missbrauchen die Herrschenden ihre Macht, um die von ihnen Abhängigen unaufgeklärt und unmündig zu halten. Welche Rolle dabei immer wieder das Verbieten und Verbrennen von Büchern spielt, hat Werner Fuld an vielen historischen Fällen anschaulich gemacht. Er zeigt das Wüten banausischer Zensur und brutaler Repression, gleichzeitig aber auch die Vergeblichkeit dieser kulturfeindlichen Maßnahmen, weil sich die Gedanken der Aufklärung und des Protests nie haben ausmerzen lassen.
Mit Befriedigung werden die Leser erkennen, gegen welche unsäglichen Borniertheiten die persönlichen Rechte erkämpft wurden, die wir heute ganz selbstverständlich für uns in Anspruch nehmen. Vielleicht geht ihnen dabei aber auch auf, dass unsere relative Freiheit keineswegs als endgültig gesichert gelten kann, sondern weiterhin aktiven Schutz benötigt.
So gerne man die Grundidee des Buches bejaht und jegliche Zensur ablehnt, so sicher stößt man auf einen systemimmanenten Widerspruch: darf auch all das ungehindert veröffentlicht (und beworben) werden, was die gewonnene Freiheit beschränken oder beseitigen will? Eine schlüssige Antwort auf diese Frage musste wohl im Rahmen dieses Werks unbeantwortet bleiben.
*) Werner Fuld – Das Buch der verbotenen Bücher
bei Galiani, Berlin, 2012