Was an den Wänden hängt, wird zwar auch nicht immer bewusst wahrgenommen; aber immerhin gleiten oft die Blicke über das, was gezeigt wird.
Für Bilder in Büchern dagegen braucht es einen Anlass, um sie anzuschauen: die Bücher wollen aus dem Regal genommen, aus ihren Schubern gezogen werden. Man sucht die gewünschten Seiten, man schlägt sie auf und blättert hin und her, um ein Bild mit einem anderen zu vergleichen. So etwas geschieht nicht ohne Aufmerksamkeit und macht das Anschauen bewusster.
Wenn die Intervalle zwischen den “Betrachtungsveranstaltungen” lange genug dauern, finden auf diesem Wege Wiederbegegnungen, ja manchmal sogar echte Entdeckungen statt, an denen man ablesen kann, wie man sich selbst in seinen Anschauungen verändert hat.
(Farbholzstich, 82 x 75 mm)
Hans Martin Erhardt, Blatt 2 aus der Folge
12 paysages cévenols, manus press, 1966