Dank für schöne Grüße

Unter den Bildgrüßen, die wir diesmal erhielten, ragen zwei hervor:
Hartmut Bepler hatte den Einfall, einen berühmten Meister der Vergangenheit mit einem der größten Könner derselben Zunft in unseren Tagen zusammen im Bild zu vereinigen.  Ich will die Namen der beiden Maler hier nicht verraten,  damit die Leser noch darüber rätseln können. (Auflösung also später)

Das wunderbar klare Photo stammt von Martin Lüpkes,
in dessen Arbeiten alles Gegenständliche gegenüber der
abstrahierenden Komposition zurücktritt.

Die “Entgegenständlichung“ bewirkt, dass man die im
Bild vorkommenden Farbformen wie in einem neuen Zusammenhang sehen kann.

 

Lesefrucht

Im Zusammenhang einer Betrachtung über das Gegensatzpaar Engel und Idiot ergibt sich bei Sloterdijk eine beeindruckende Gegenüberstellung von Textstellen aus Nietzsches Der Antichrist und Dostojewskijs Der Idiot. Hier  ein Ausschnitt:

“. . . Nicht als Bote kann der präsente Gottmensch die Sterblichen erreichen, sondern nur noch als Idiot. Der Idiot ist ein Engel ohne Botschaft – ein distanzloser intimer Ergänzer aller zufällig begegnenden Wesen. Auch sein Auftritt ist erscheinungshaft, aber nicht, weil er im Diesseits einen transzendenten Glanz vergegenwärtigte, sondern weil er inmitten einer Gesellschaft von Rollenspielern und Ego-Strategen eine unerwartbare Naivität und ein entwaffnendes Wohlwollen verkörpert. Wenn er redet, dann niemals mit Autorität, sondern immer nur mit der Kraft seiner Offenheit. Obwohl ein Fürst der Abstammung nach, ist er ein Mensch ohne Statuszeichen – er gehört hierin vorbehaltlos der modernen Welt an, denn wenn zum Engel die Hierarchie gehört, dann zum Idioten der egalitäre Zug. . . .“

Für den unvorbereiteten Leser mag die Passage nicht leicht verständlich sein; aber der Autor schafft es,  im vorausgehenden Text ein hinreichendes Vorverständnis aufzubauen.

Aus: Sloterdijl – Sphären I, p.481

Merkbuchseite

(Bleistift u. Farbstifte)

Es lohnt sich immer wieder, bei den mittelalterlichen Mönchen nachzusehen, und da einfaches Betrachten nichts bringt, muss man durch Selberzeichnen nachhelfen.

Hundefußball

Bei meinem  morgendlichen Rundgang kommen mir gelegentlich zwei große schwarze, sehr friedliche Hunde  entgegen.  Geduldig hält die Besitzerin inne, wenn mir der eine von beiden  “sein Bällchen“ vor die Füße legt und dann auf mein Kicken lauert. Ganz selten entkommt ihm das Bällchen; da helfen auch meine Finten nichts.

Das erinnert mich an den fechtenden Bären in Kleists Marionettentheater, der auch jeden Stoß unbeirrt abwehrte.

 

 

 

Wie lieb die sich wohl haben?

Eines der unausrottbaren Vorurteile in Sachen Bildwahrnehmung lautet: Ich kann ja sehen, und wenn die Gegenstände erkennbar dargestellt sind, benötige ich keine Vorkenntnisse, um das Bild zu verstehen.

Bilder sind aber immer mehrdeutig und müssen interpretiert werden. Hier z.B. kommt man der Sache erst nahe, wenn man schon mal etwas von Jakobs Kampf mit dem Engel gehört hat und wenn man sich nicht durch die Darstellungsweise spätromanischer Illustrationen beirren lässt.

*) Jakobs Kampf mit dem Engel, Federzeichnung auf Pergament,
aus einem religiösen Werk aus Regensburg um 1170,
z. Zt. ausgestellt in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, München.

 

 

 

Gedankensplitter

Immer wieder mal hört oder liest man die Mahnung, “die“ Intellektuellen sollen sich einmischen.  Aber wird dabei nicht stillschweigend erwartet, dass diese Menschen dann bereits zur Klasse der Talkshowfähigen gehören, und geht nicht gewöhnlich deren Auswahl erst über das Förderband Mainstream? Was also wäre damit gewonnen?

Ei, was haben wir denn da?

Erscheinung

Photo der Stelle, an der seit längerer Zeit eine kleine Bronzeplastik gestanden hatte. Offenbar hat sie mit dem Steinmaterial chemisch reagiert. Der Fleck ist natürlich viel zu schade, um ihn zu entfernen: zarte Strukturen, wie man sie kaum erfinden könnte.

Beim Betrachten werden allerlei Assoziationen wachgerufen. Sieht man da vielleicht den Geist eines Hundes?