Gedankensplitter

Passen  – ursprüngliche Bedeutung so viel wie Schritte machen, weitergehen.

Davon denn auch das Verb ver-passen – und schon fallen einem all die Türen ein, an denen man vorbei ging, ohne zu merken, wie leicht man sie hätte öffnen können, Türen, die dann von anderen geöffnet wurden, und aus denen die anderen mit Erfahrungen heraustraten, die man besser hätte selber machen sollen.

Gedankensplitter

Wer in der Gemäldegalerie die edel gerahmten Werke in ihrer (fast) unberührbaren  Feierlichkeit betrachtet, denkt wohl selten daran, in welch armselig trivialer Umgebung sie womöglich einst entstanden sind und wie unachtsam sie vielleicht damals noch behandelt wurden.

Im Bann der Gewohnheit

Es ist uns immer selbstverständlicher geworden, Texte zur Erläuterung oder als Beleg durch passende Abbildungen zu ergänzen. Schade aber, dass es nicht in gleicher Weise üblich wird, Wortartikeln auch akustische Aufzeichnungen beizufügen.

Das ist zwar technisch schon längst möglich und würde auch bei häufigem Gebrauch viel leichter anwendbar werden, als jetzt noch z.B. das Eingeben und Abrufen einer Youtube-Sequenz.

Ich kenne niemand, der je die unzureichende Entwicklung des akustischen Bereichs der Kommunikationstechnik beklagt hätte. Vermutlich besteht kein Bedürfnis nach Mitteilung von Hörerlebnissen, und die Pioniere, die eine solche akustische Kommunikationskultur einleiten könnten, haben sich noch nicht geoutet.

 

 

Im Konklave?

Das heißt doch so, weil einst die Kardinäle  gemeinsam in einem verschlossenen Raum (cum clave = mit Schlüssel), ohne Kontakt zur übrigen Welt draußen  einen Nachfolger für das höchste Kirchenamt finden sollten.

Aber ist das eigentlich heute noch zeitgemäß und glaubhaft?
Auch wenn vielleicht nicht alle Kirchenfürsten twittern und die moderne Kommunikationstechnologie voll ausnutzen, so hat doch wohl jeder Kardinal sein Handy bzw. Smartphone in der Tasche?
Oder ist vielleicht die Sixtinische Kapelle zur funkfreien Zone nachgerüstet worden?

Fragen über Fragen . . .

 

 

Lesefrucht

Anderer Anfang

– Was schreiben Sie denn da?
– Ich weiß es noch nicht.
– Es sieht nach Dialog aus.
– (überrascht) So?
– Jemand sagt etwas, jemand antwortet.
– So scheint es.
– Ein Drama! Wie heißt es?
– Ich weiß es nicht.
– Warum schreiben Sie es dann?
– Wer schriebe es sonst?
– Es gibt doch genug Autoren, die Stücke schreiben.
– Aber nicht dieses.
– Dann eben ein anderes.
– (Dichter schweigt gekränkt)
– Wovon handelt Ihr Stück?
– Das weiß ich noch nicht.

Aus den Aufzeichnungen von Tankred Dorst
in Zusammenarbeit mit Ursula Ehlert, abgedruckt im
marbachermagazin 141
Deutsche Schillergesellschaft
Marbch am Neckar

 

 

 

 

Unaufhaltsamer Wandel

Lüperts, Baselitz u.Co.: eine Kunst, die daherkommt, als ob sie das Werk gordische-Knoten-zerhauender Krieger wäre, und nicht wenige haben einen solchen Weg eingeschlagen, um sich von den viel bewunderten, unerreichbar klaren Meistern abzusetzen – inzwischen hat sich das Publikum an die “Rüpel“ gewöhnt wie die Stadtbewohner an die omnipräsenten, alles überziehenden Graffiti mit ihren penetranten Farben – und mit der Zeit lernt man auch sogar in diesem Bereich zwischen Könnern und bloßen Schmierern zu unterscheiden  – also eigentlich alles so, wie das Neue sich seit je her durchzusetzen pflegt.