Fluch des Reichtums?

Es gibt so viele neue Kinderbücher; jedes Jahr kommen neue hinzu. Viele sind darunter, die mindestens so gut sind wie die Klassiker waren. Da aber immer nur wenige Kinder die gleichen Bücher geschenkt bekommen, bleibt die notwendige Vernetzung aus.

Immerhin: über die Bild- und Ideenwelt der Comics hat sich ein Feld gemeinsamer Verständigung aufgebaut, bei dem es nur noch Andeutungen braucht, um bestimmte Vorstellungen wachzurufen. Ob freilich dabei die gleichen Seelenschichten erreicht werden wie etwa in den Volksmärchen, wer weiß?

 

 

 

Lesefrucht

Bei Sloterdijk fand ich unter dem 2. Juli, 2010 diesen Eintrag:

“Warum Militärs Kampfroboter bevorzugen würden:  Wenn ein Roboter fällt, muss man seiner Mutter keinen Brief schreiben.“

Schade dass der Leser nicht erfährt, ob dem Schreiber  der Satz aus freier Erwägung der Umstände eingefallen ist, oder ob er die Aussage aus einem Gespräch mit einem Soldaten wiedergibt.

aus Peter Sloterdijks – Zeilen und Tage, Suhrkamp

Von der Furie des Verschwindens

Z.B.: man hat eine Buchbesprechung gelesen, ohne sich Details genau zu merken.
– man meint, man könne sie im Stapel der letzten Zeitungen noch finden
–  der Stapel war schon in die Blaue Tonne gewandert
–  die Tonne ist inzwischen geleert worden
–  und  auch die Freunde erinnern sich nicht mehr an die Besprechung
–  Game over

So geht das immer wieder und fast täglich.

Der Maler, der den Moment der endgültigen Unwiederbringlichkeit vielleicht am überzeugendsten gestaltet hat, war Max Klinger mit einem Bild aus der Serie ein Handschuh.

(Dass in dem Bild noch andere Bedeutungsebenen zu entdecken sind, soll hier nicht weiter ausgeführt werden.)

Seiner Zeit voraus

In einer Konzertpause der Berliner Philharmoniker erzählte Sir Simon von seiner Begegnung mit Lutoslawski und von dessen Gedanken zur Rolle der neuen Musik:

“Ich träume davon, eines Tages in einer Welt aufzuwachen, in der nur noch zeitgenössische Musik gespielt wird.“ – “Und wie wäre das?“ hatte Sir Simon gefragt.

“Seh’n Sie, heute ist die neue Musik beim Essen nur der Senf; aber dann wird sie endlich, was sie eigentlich sein soll: das Hauptgericht.“

Gedankensplitter

Wieviel “ich“ könnte man bei einer Zeitreise überhaupt mitnehmen? Wäre nicht zwangsläufig mit dem Wechsel in den Bewusstseinsstand einer anderen Zeit auch eine Veränderung dessen verbunden, was wir das Ich nennen? Vielleicht wäre sogar mit seinem Verlust zu rechnen . . .

Gedankensplitter

In unserem Bewusstsein geschieht ganz unwillkürlich alles gleichzeitig: da mischt sich der Spott zum Feierlichen, das Triviale zum tief Bewegenden, die Kritik zur Laudatio, das Ephemere zum Unvergänglichen – und entsprechend ambivalent treten uns auch  die Bilder vor das innere Auge.