Auch wenn der Besuch im Literaturhaus einen längeren Umweg notwendig macht, siegt doch meine Lust nach Neuentdeckung. Und meistens findet sich ein Text, über den ich noch mehr erfahren möchte. Diesmal war es ein Gedicht von Michael Krüger:
Rêverie
Ein Wind, in sich selbst vertieft,
sitzt in den Bäumen vor meinem Fenster
und trotzt der geschwätzigen Trauer
des Regens. Da hört alles auf,
auch die in Aussicht gestellten Welt-
untergänge und die Vermehrung von Dummheit.
Wie klein die Meisen sind!
Und wie sie die Bäume aushorchen!
Natürlich wäre es ganz falsch,
jetzt auf die Vernunft zu setzen,
denn sie besitzt nichts,
um unsere Träume zu nähren.
Aus:
Umstellung der Zeit · Gedichte
bei Suhrkamp, Bln, 2013