In Krimis kommt es oft genug vor, dass nicht alles legal ist, was zur Lösung des Falls angewendet wird: sei es, dass der Detektiv ein enges Verhältnis zu einer Sekretärin hat, die über die notwendigen Informationen verfügt, sei es, dass jemand dem Kommissar aus persönlichen Gründen zur Dankbarkeit verpflichtet ist und deshalb etwas Wichtiges preisgibt.
Wahrscheinlich lässt sich an solchen Beispielen ein augenzwinkerndes Einverständnis und eine Gewöhnung an eine in der Praxis allgegenwärtige Doppelbödigkeit des Rechtsbewusstseins ablesen.
Das könnte vielleicht das achselzuckende Hinnehmen von illegalen Maßnahmen erklären, die angeblich zur Sicherheit der Bürger erforderlich seien.
Nun sind aber die zu beklagenden Verstöße gegen die Persönlichkeitsrechte durch die NSA keine kleinen Nacht-und-Nebel-Aktionen (“ein wenig außerhalb der Legalität“), sondern es handelt sich um heimlich angeordnete und staatlich (verdeckt) finanzierte Aktionen in großer, umfassender Weise, und es ist sehr die Frage, ob man noch von einem Rechtsstaat reden kann, in dem solche Verhältnisse herrschen und für unbedenklich gehalten werden.
Edward Snowdens Motive kennen wir nicht; aber er hat seine Existenz riskiert, als er durch seine Veröffentlichungen das Selbstverständnis des westlichen Systems fragwürdig erscheinen ließ.
Wenn er jetzt als Verräter beschimpft und gejagt wird, sollte man sich z.B. an die Geschwister Scholl erinnern, die wir für ihren Mut bewundern und die an einem Staat zu Verrätern wurden, der sich für einen Rechtsstaat hielt.