Gemeinsamer Nenner?

Die Weltanschauungen des Reformators und des Aufklärers wären sicher nicht vereinbar gewesen, und hätte es ein Gespräch zwischen Luther und Voltaire geben können, wären wahrscheinlich die Fetzen geflogen.

Aber dennoch gibt es eine merkwürdige Übereinstimmung zwischen den beiden:

Bekannt ist Luthers Lebensregel, sich durch nichts daran hindern zu lassen, sein Apfelbäumchen zu pflanzen. Fugenlos passt dazu der Schlusssatz aus Voltaires Candide, in dem der Held die Konsequenz aus allen Wirrnissen und leidvollen Erfahrungen seines Lebens zieht: “. . . mais il faut cultiver notre jardin.“ (. . . aber wir müssen uns an unsere Gartenarbeit machen.)

 

Unscheinbare Kostbarkeiten

Wer sich auskennt, braucht sich in einem archäologisch interessanten Gebiet vielleicht nur zu bücken, um zehntausend Jahre alte Pfeilspitzen aufzulesen –  oder wenn jemand mit den notwendigen Kenntnissen vorbeikommt, nimmt er auf dem Trödelmarkt für billiges Geld etwas mit, was sich nachher als unerwartet wertvoll erweist.

Die ahnungslosen Zuschauer, die sich genau so leicht bücken, bzw. den kleinen Betrag hätten zahlen können, haben das Nachsehen und nehmen solche Momente mehr oder weniger neidvoll wahr.

Ähnlich beschämt erlebe ich es, wenn ein Könner ergiebige Stellen aus einem leicht zugänglichen Text zitiert, die ich zwar gelesen, in ihrer tieferen Bedeutung aber nicht erfasst habe.