Lesefrucht

“Hotel Blues. All diese leeren Schubladen und tristen Schränke, die den Gedanken an Aufbewahrung dementieren.“

Aus Peter Sloterdijks  Zeilen und Tage (p 508) bei Suhrkamp

Toll, wenn einem, das was unendlich viele schon empfunden haben können, so konkret in den Sinn kommt, dass es zu einem Notat “gerinnt“.

Unbegreifliche Langsamkeit des Fortschritts

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es gibt sie zwar, die praktischen, vernünftigen Dinge, die das Leben leichter und sicherer machen, ohne deshalb teurer sein zu müssen als die, die nur schlecht und recht dem gleichen Zweck dienen – aber aus unerfindlichen Gründen begnügen sich Produzenten und Konsumenten immer wieder mit den geringerwertigen Lösungen.0

Links im Bild ein vorbildlicher Kontaktstecker von Krups, der schon vor zehn Jahren auf dem Markt war, der aber meines Wissens keine Nachahmer gefunden hat.

Kein Verlass auf die Sinne?

Erst vor kurzem hat wieder einmal ein Fälscher die Fachleute düpiert.

Ja, es gibt eben Leute, die können einen Giorgione oder Piero de la Francesca völlig glaubhaft und täuschend wiederholen.

Aber wodurch unterscheidet sich dann der Eindruck dieser Repliken von dem der Originale? Müssen wir erst wissen, was wir sehen, bevor eine lustvolle Betrachtung  möglich ist?

Erfahrung meiner Generation

Ich bin in eine Welt hineingelebt worden, in der die vernünftigen, die “ordentlichen“ Leute das für normal hielten, was wir im aufgeklärten Rückblick nur als grauenvollen kollektiven Irrsinn ansehen können.

Wenn man daraus eine Lehre ziehen will, dann muss man auch das hinterfragen, was  jetzt und heute die Menschen mehrheitlich für richtig  und vernünftig halten.

Nicht nur die wirtschaftspolitischen Entscheidungen unserer Politiker erscheinen mir wie ein verzweifeltes Vabanquespiel.

Gedankensplitter*

Ein einzelnes Bild ist ebenso wenig aussagefähig über die malerische Kreativität eines Kunstschaffenden,  wie auch ein einzelner geschriebener Buchstabe nicht als Analysematerial für ein graphologisches Gutachten taugen würde.

*) Herkunft der Notate meist aus den Merkbüchern oder von unsystematisch abgelegten Zetteln

 

 

Lesefrucht

“Die Dichter sind ein unschädliches Völkchen, mit ihren Träumen und Entzückungen und dem Himmel voll griechischer Götter, den sie in ihrer Phantasie mit sich umhertragen. Bösartig aber werden sie, sobald sie sich erdreisten, ihr Ideal an die Wirklichkeit zu halten, und nun in diese, mit der sie gar nichts zu schaffen haben sollten, zornig hineinschlagen. Sie würden indes ganz unschädlich bleiben, wenn man ihnen nur in der Wirklichkeit ihr freies Plätzchen ungestört einräumen … wollte.“

Aus  Bonaventuras  Nachtwachen, Reclamausgabe, p 65f.

Von der Bedeutung der griechischen Götter für die Poesie mal abgesehen, die Lage der Dichter hat sich nach inzwischen etwa 200 Jahren nicht wesentlich geändert.