“Warte, es liegt mir auf der Zunge . . .“

Es ist eine Abart der Qualen des Tantalus, der, umgeben von reichlich Speise und Trank, Hunger und Durst leiden muss, weil alles vor ihm zurückweicht, wonach er greift.

Man weiß zwar:  der gesuchte Name, das fehlende Wort – sie sind nicht gelöscht, sie sind irgendwo in den grauen Zellen gespeichert und fallen einem schon noch ein – bloß eben nicht zur rechten Zeit.

Lew Lossjew

Namen im Alter: Tretminen
im Gespräch. Nicht verrückt
ist die Welt, stumm nur
und namenlos–verzwickt.

Wie die Stadt N: da sitzt
NN, der dies schreibt,
am Fenster und sieht
nur Nebel weit und breit.

New Hampshire, 2004, aus dem Russischen von Kay Borowsky

Quelle: NZZ vom 18./19.Dez. 04

Im Märzen der Bauer sein Rösslein einspannt . . .

Ja, früher! Da sah die Landwirtschaft noch ganz anders aus, da fuhr man noch zum Düngen mit einem Jauchefass auf dem Leiterwagen; aber jetzt breitet da ein seltsamer Vogel seine Schwingen aus und platziert durch zig Düsen furchengenau die Gülle unter Hochdruck  auf das Ackerfeld.6413Ohne den dazu gehörigen Duft kann die Betrachtung des erstaunlich wendigen Geräts sogar Spaß machen – jedenfalls (vorläufig noch!) ein ungewohntes Schauspiel.

 

Gedankensplitter

Was uns in der Ferne unwiderstehlich verlockend erscheint, gerät nicht selten zur Ent-täuschung, sobald die ersehnte Nähe erreicht ist.

Ähnlich die frustrierende Schwierigkeit, die persönliche Nähe eines/einer Prominenten sinnvoll zu nutzen und zu einer beiderseits erinnernswerten Begegnung zu machen.

 

 

Kein Aprilscherz

Schon mal was von einer Grabsteinrüttelmaschine gehört? –
Ich auch nicht.

Als neulich der Begriff im Radio erwähnt wurde,  ging es um Beispiele für übertriebene Sicherheitsvorschriften, die aus rein juristischen Gründen erfüllt werden müssen, obwohl sie der praktischen Vernunft widersprechen.

Unter einer Grabsteinrüttelmaschine stellt man sich vielleicht ein monströses Ungetüm vor, das womöglich tonnenschwere Steinplatten beliebig anheben und durchrütteln könnte; aber tatsächlich handelt es sich um ein relativ kleines Gerät, um die Standfestigkeit von Grabsteinen zu prüfen:

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Interessanter Artikel dazu von Michael Schwager unter
http://www.noz.de/lokales/49066645/kippgefahr-stadt-osnabrueck-testet-grabsteine

Die internationale Politik – welch ein absurdes Theater

Es bietet unerschöpfliche  Vorlagen für geniale Satire, die freilich nicht wirksam in das Geschehen eingreifen kann, aber immerhin die hilflosen Zuschauer (noch!) erheitert,

z.B. Touché*:

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Interviewer: “Geht Nordkorea  auf den Westen zu?“
Staatschef: “. . . bieten wir an, unseren nächsten Atombombenversuch auf Zypern durchzuführen . . .“

*) http://de.wikipedia.org/wiki/Touché_(Comic)

Glaubensfrage

Es muss sich doch mancher schon gefragt haben, warum ausgerechnet der gute(?) Hirte als Vorbild eines Retters und Wohltäters gilt,  wo längst jeder weiß, dass die Schafe nur regelmäßig geschoren und  eines Tages geschlachtet werden.

Es kann gewiss nicht das Interesse des verlorenen Schafs sein, gefunden und in die zur Nutzung bestimmte Herde zurückgebracht zu werden. Gewiss, es handelt sich “nur“ um eine Parabel;  aber auch im übertragenen Sinn darf man an zahlreiche Beispiele aus der Kulturgeschichte erinnern, bei denen gerade die nicht Angepassten, also die erfolgreich entlaufenen Schafe, keineswegs verloren waren, sondern Bedeutendes geleistet haben.