Seiner Zeit voraus

In einer Konzertpause der Berliner Philharmoniker erzählte Sir Simon von seiner Begegnung mit Lutoslawski und von dessen Gedanken zur Rolle der neuen Musik:

“Ich träume davon, eines Tages in einer Welt aufzuwachen, in der nur noch zeitgenössische Musik gespielt wird.“ – “Und wie wäre das?“ hatte Sir Simon gefragt.

“Seh’n Sie, heute ist die neue Musik beim Essen nur der Senf; aber dann wird sie endlich, was sie eigentlich sein soll: das Hauptgericht.“

Gedankensplitter

Wieviel “ich“ könnte man bei einer Zeitreise überhaupt mitnehmen? Wäre nicht zwangsläufig mit dem Wechsel in den Bewusstseinsstand einer anderen Zeit auch eine Veränderung dessen verbunden, was wir das Ich nennen? Vielleicht wäre sogar mit seinem Verlust zu rechnen . . .

Gedankensplitter

In unserem Bewusstsein geschieht ganz unwillkürlich alles gleichzeitig: da mischt sich der Spott zum Feierlichen, das Triviale zum tief Bewegenden, die Kritik zur Laudatio, das Ephemere zum Unvergänglichen – und entsprechend ambivalent treten uns auch  die Bilder vor das innere Auge.

 

 

 

Blick eines Alien auf die natürliche Ordnung in unserer Kultur

Das Reiten spielt eine wichtige Rolle in der Geschichte der Menschheit. Auch heute noch ist im Reitsport und in der Wohlstandsreiterei ein Rest von existentieller Erfahrung aufgehoben. Die Pferdehaltung  – und besonders die durch heranwachsende Mädchen – gilt als etwas selbstverständlich zu Förderndes, ein Bereich unserer Kultur, in dem Ästhetik und Harmonie gepflegt werden, wobei das Reittier, also die Mitkreatur, ihren verdienten Platz behauptet.

Aber wie müsste all das für einen Beobachter aus einer anderen Welt aussehen? Unsere Tradition und die verinnerlichten Bilder vergangener Zeiten erlauben es uns nicht, die Absurdität etwa eines Kavallerieregiments wahrzunehmen:  Zweibeiner in seltsam gleichartigen Kleidungsstücken, reitend auf großen Vierbeinern, ausgestattet mit diversem Lederzeug, das aus getöteten Tieren gefertigt wurde – Sättel, Peitschen, Stiefel, Reithosen, Riemen, Zügel usw., also Produkte einer ganzen Industrie, die davon lebt, dass Pferde gehalten werden. Verdanken nicht sogar auch die Tierschutzvereine ebenso viel der Tierhaltung wie die Veterinäre  und die Versicherungsgesellschaften? . . .

Aber wären die Pferde nicht schon längst ausgerottet, wenn man sich ihrer nicht bedienen könnte?

 

Nicht nur beim Malen

Das Werk schreitet fort und wird häufig von der lästigen Entscheidung begleitet:

Ist das inzwischen Erreichte nur ein Zwischenstadium, das der ursprünglichen Werksidee zuliebe aufgegeben und weiter bearbeitet werden muss
–  oder war die ursprüngliche Idee etwas, das geopfert werden sollte, weil sich bei der Arbeit eine Gestaltung ergeben hat, die schon wegen ihrer Unvorhersehbarkeit ein kostbares Gelingen bedeutet, das aber durch die planmäßige Fortsetzung der Arbeit nur verdorben werden kann?

Er weiß sich zu helfen

 

 

 

 

 

 

 

 

Damit die Randsteine perfekt der vorgesehenen Krümmungslinie entlang stehen und nicht einfach machen, was sie wollen, müssen sie eine Weile geschient werden.

Früher haben Vorübergehende dergleichen vielleicht mit einem lächelnden Kopfschütteln bemerkt. Die Begegnung mit manchen zeitgenössischen Kunstwerken hat uns inzwischen gelehrt, solch ein Gebilde als ästhetisches Phänomen wahrzunehmen  – denn “Kunst macht sichtbar“.