(Farbstifte)
Fast schon eine Zeremonie: die Überwindung der Scheu vor den ersten Einträgen in ein neues Merkbuch.
(Scraffito in Gießen)
Wo sich vordem der Volkszorn rücksichtslos und hastig mit zufällig vorhandenen Farben ausgetobt hätte, werden heute die Flächen gleich zu Anfang sorgfältig und “nach den Regeln der Kunst“ von Könnern besetzt. Das sieht sehr viel besser aus als das übliche wüste Geschmiere; aber es ist auch sehr, sehr brav.
Wie mal ein österreichischer Politiker gesagt hat: “Erst geht man in der Lederjacke zur Demo, und später im Frack zum Opernball .“
Dem naiven Kindersinn war es – und ist es vermutlich auch heute noch – ein Vergnügen, wenn der betrügerische Wirt* mit Hilfe des Knüppels aus dem Sack zur Rückgabe des Goldesels und des sich selbsttätig deckenden Tischleins gebracht wird: das Märchen führt vor, wie mit grober Gewalt Recht und Ordnung wiederhergestellt werden kann. Unhinterfragt bleibt dabei die alte Volksweisheit, nach der es ohne Gewalt nicht ginge.
*) Märchen der Gebrüder Grimm – Tischlein deck dich
Mein hochgeschätzter Nothelfer, reich an praktischer Erfahrung und auf vielfache Weise als Vertreter der Do-it-yourself-Bewegung bewährt, weiß immer, wie man die Probleme des Alltags bewältigt. Dank sei ihm dafür.
Aber neulich, so erzählte er mir, hat er z.B. in seiner Wohnung die Batterien aus den Feuermeldern entfernt. Das habe den Vorteil, dass die Geräte keine störenden Geräusche mehr machen können, und außerdem sei das Nachrüsten der Batterien viel zu teuer.
Auch theoretisch weiß er die Maßnahme zu vertreten: es geht nämlich gegen die “unsinnige Regelwut“ der EU. In diesem Punkt trifft er sich übrigens mit Enzensberger, der ja auch keine Gelegenheit auslässt, den Europäischen Zentralismus zu geißeln.
Dass wir in ganz leidlichen und vielfach beneideten Verhältnissen leben dürfen, wird vielleicht von vielen für selbstverständlich gehalten, als ob sich solche Zustände von selbst einstellen könnten. Das erinnert mich an die alberne Anekdote von dem schlauen Iren, der den Mond für wichtiger hielt als dir Sonne: denn der leuchtet ja nachts, wo man im Dunklen ein Licht braucht, während die Sonne nur am Tage scheint, wo es sowieso hell ist.
In der Zeitung fiel mein Blick auf ein Inserat, das mit einem Kursangebot für Leute warb, die lernen wollen, was man außer zu telephonieren auch sonst noch mit einem iPhone machen kann.
Um den Interessenten das Anmelden zu erleichtern, enthielt das Inserat alle wichtigen Zugangsdaten. Der Schlusssatz lautete:
Über www. . .de oder über E-Mail ..@. . .de sowie per Fax, per Post und persönlich kann sich ebenfalls angemeldet werden.
Bemerkenswert an dieser Formulierung ist vielleicht, dass sie in der Verlautbarung einer öffentlichen Bildungsstätte verwendet wurde.