Allles geht weiter – bis zum nächsten Untergang.
“Erscheinung“
Photo der Stelle, an der seit längerer Zeit eine kleine Bronzeplastik gestanden hatte. Offenbar hat sie mit dem Steinmaterial chemisch reagiert. Der Fleck ist natürlich viel zu schade, um ihn zu entfernen: zarte Strukturen, wie man sie kaum erfinden könnte.
Beim Betrachten werden allerlei Assoziationen wachgerufen. Sieht man da vielleicht den Geist eines Hundes?
Vielleicht wissen die Kenner, in welchem Zusammenhang das Gedicht entstanden ist – vermutlich gar nicht auf Weihnachten bezogen – aber so wie wir heute auf dieses Fest zugehen, könnten diese Verse ein passendes Stoßgebet sein:
O Gib –
Ach, hin zu deinem Munde,
du Tag vor Feiertag,
Sonnabendrosenstunde,
da man noch hoffen mag!
Der Fächer noch geschlossen,
das Horn noch nicht geleert,
das Licht noch nicht verflossen,
die Lust noch nicht gewährt!
O gib – du, vor Entartung
zu Ich und Weltverwehr,
die bebende Erwartung
der reinen Wiederkehr.
Kein Trennen, kein Verneinen
von Denken und Geschehn;
ein Wesens-Vereinen,
von Oxford und Athen,
kein Hochgefühl von Räumen
und auch Erlösung nicht,
nur Stunden, nur Träumen –
o gib dein Kerzenlicht.
An wen er diese Zeilen wohl gerichtet hat?
Wer heute nostalgisch dem Reiz des Absurden in der DADA-Poesie nachlauschen möchte, wird an unerwarteter Stelle mit neuen Kreationen beschenkt:
Einlege der Batterie
Der Erste Schritt: stecken Sie
die Batterie-Komponente
herein, sehe Abbildung 1.
Der zweite Schritt: ziehen Sie
die Batterie-Komponente aus,
sehe Abbildung 2.
Fernbedienung Verwendung
Der Infrarot-Sender auf
Fernbedienung soll auf den
Empfänger richten, der auf vorne
Seite des Players liegt. Der
Winkelrahmen ist + – 30º, Distanz
inner 3 Meter
Achtung
Lassen Sie den Fernbediener nicht nach unten fallen und setzen sie nicht in nasser Umgebung ein. Der Infrarot-Sender auf Fernbedienung darf nicht unten Sonne oder starker Licht stehen. Wenn der Bediener nicht empfindlich ist, wechseln Sie bitte die Batterie. Wechseln Sie die Batterie auf richtige Weise.*
Was dem einen die Verzweiflung über die unbrauchbare Gebrauchsanleitung sein mag, kann dem Anderen zur satirischen Erheiterung und Aufhellung des trivialen Alltags dienen.
*) wörtlich der Gebrauchsanleitung eines DVD-Spielers aus (wohlweislich anonymer) fernöstlicher Produktion entnommen
Ist es nicht merkwürdig, dass ich bedenkenlos die Beträge überweise, die von einem Institut angefordert werden, das sich ausgerechnet Verrechnungs-stelle (!) nennt?
Es klingt paradox, aber wir sind nicht immer da, wo wir sind.
Mancher hört Radio bei den täglichen Verrichtungen am Arbeitsplatz, beim Fahren oder z.B. auch beim Joggen. Dabei ist es ein großer Unterschied, ob die Sendungen nur als akustischer Hintergrund “mitlaufen“, also gar nicht bewusst wahrgenommen werden – oder ob sich die Hörer so sehr in die Radiosendung vertiefen, dass sie sich samt ihrer gerade gegenwärtigen Beschäftigung nahezu vergessen.
So etwas kommt oft vor bei Hörspielen, und noch häufiger bei Textlesungen in Serie wie etwa dieser Tage im HR2 das Labyrinth der Träumenden Bücher von Walter Moers: die Hörer, die sich ganz auf diese Texte einlassen und die Erzählfäden von Sendung zu Sendung verfolgen, wechseln gewissermaßen in die Bücherwelt hinüber, bis sie sich wieder ihrer körperlichen Präsenz bewusst werden. Erstaunlich dabei ist, wie viele Handlungen im Zustand der “Abwesenheit“ halbautomatisch abgewickelt werden können.
Richtig komplex wird das Hin- und Herwechseln, wenn man die verschiedenen und manchmal völlig gegensätzlichen Bereiche einbezieht, die uns jeweils auf ihre eigene Weise “gefangen nehmen“. Übrigens nicht weniger gefährlich als das Handy am Steuer, jedoch durch keine Polizei kontrollierbar.