“Natürliche Abstraktion“

Kleine Sandsteintafel (H ca. 60 cm)
an der westlichen Außenwand von St.Johannes in Sesslach

Ist es nicht die entscheidende Leistung aller Abstraktion, durch Beschränkung der Zeichen das Wesentliche vom Überflüssigen zu scheiden und besonders das sichtbar zu machen, was in der Fülle der Details verborgen bleibt?

Das schafft auf seine Weise auch der Zahn der Zeit mit Wind und Wetter.

 

 

“Wilde Triebe“

(Wetzlar, Garbenheimer Str.)

Unorte am Stadtrand, an den Pfeilern unter einer Überführung, im Bereich stillgelegter Betriebe, Winkel, zu denen man zu Fuß selten gelangt . . . Schutzraum für eine immer reichere Bilder-Subkultur.

 

Lesefrucht

Zeilen aus E.T.A. Hoffmanns Erzählung – Der unheimliche Gast

. . . “Bitte,“ fiel ihr Angelika ins Wort, “bitte, liebe Mutter, lassen Sie unseren Freund Dagobert gewähren. Gestehen will ich’s nur, dass  ich nichts lieber hören mag als hübsche Spukgeschichten, die so recht durch alle Glieder frösteln.“
“O, wie mich das freut,“ rief Dagobert, “nichts ist liebenswürdiger bei jungen Mädchen, als wenn sie recht graulich sind, und ich möchte um alles in der Welt keine Frau heiraten, die sich nicht vor Gespenstern recht tüchtig ängstigt.“. . .

Ohne Interpretationshilfen dürfte es den heutigen Lesern schwer fallen, die Erzählung  so zu lesen, wie sie gemeint war. Viel zu viel Erklärungs- und Eingewöhnungsbedürftiges enthält bereits der Text, obwohl er erst vor ziemlich genau 200 Jahren entstanden ist.
Wer die Lektüre trotzdem auf sich nimmt, wird mit vielerlei soziologisch bedeutsamen Einsichten belohnt. “The times, they’re a-changing.“

 

 

 

 

 

 

Rechtzeitig abschalten!

Klar, es ist ungehörig, Musik aus dem Radio oder vom Tonträger laufen zu lassen, wenn man Besucher empfängt. Aber schon aus Liebe zur Musik vermeide ich, sie zum Begleitgeräusch von Gesprächen zu erniedrigen.

Dennoch kommt es gelegentlich vor, dass jemand unerwartet eintritt, bevor ich die Musik abschalten kann, die ich gerade höre. In solchen Fällen habe ich (fast) noch nie erlebt, dass Menschen einfach still werden, weil die Klänge sie bezaubern, oder dass sie zumindest nach der Musik fragen.

Auch wenn kein Notfall vorliegt, reden sie ungehemmt auf mich ein,  so sehr mit ihren Interessen befasst, dass ein Zuhören überhaupt nicht infrage kommen kann: Musik wird nicht als Lebensmittel wahrgenommen, sondern – wenn überhaupt – nur als störende Nebensächlichkeit.