Selbstverständlich kann nur der ganz den Reiz von Variationen erfassen, der zunächst das Ausgangsstück (Bild oder Musik) kennt. Aber spricht nicht auch ein Variationswerk zu uns, dessen “Quelle“ uns unbekannt bleibt? Es hat doch offenbar auch dann einen eigenen Wert.
Begreift man einmal Variationen als eine Art Antwort auf ein Werk, kann man schließlich jedes neue Kunstwerk im weitesten Sinne als Abwandlung von schon Geschautem/ Gehörten verstehen.
Nicht zu vergessen in diesem Zusammenhang die Kulturbereiche, in denen wir ganz selbstverständlich freie Bearbeitung irgendwelcher Quellen erwarten, wie z.B. im Jazz oder bei der Verfilmung literarischer Vorlagen. Auch Übersetzungen sind zwangsläufig Bearbeitungen, also variable Umformungen, deren Urwortlaut wir selten kennen.