Apropos Büchnerjahr

Der Beifall für den Dichter und den politisch Handelnden, der ihn heute auf den Sockel hebt und dem wir uns wie selbstverständlich anschließen, fällt uns zu leicht. Unser Einverständnis mit diesem Menschen im Rückblick über zweihundert Jahre und unberührt vom schwierigen Lebenskontext seiner Zeit kostet uns zu wenig, um sich ihn als unseren Freund vorstellen zu dürfen.

Und überhaupt: bilde sich doch niemand ein, ein Autor, dessen Werke man verehrt, würde schon darum auch Wert auf die Gesellschaft, womöglich gar Freundschaft seiner Verehrer legen.

Freund Hein

221013

 

Begegnung im Supermarkt – dass Halloween ins Haus steht, weiß man ja, und doch: man darf ins Grübeln geraten, wenn man die Selbstverständlichkeit bedenkt, mit der solche Maskeraden  zwischen Haferflocken und Klopapier angeboten werden, in einem Supermarkt also, der unter dem Namen REAL (!) firmiert.

Gedankensplitter

Klar: erfolgreiche Politiker sind auch nur Menschen, die eben auch Fehler machen.
Andererseits: Leute, die das Zeug dazu haben, die Macht für politische Entscheidungen zu erringen, können keine “Normalos“ sein.

Dazu passt, was ich bei Enzensberger lese:

43 Z. fragte sich, ob Montaigne recht hatte, als er schrieb, man müsse die Politik den Robusteren und weniger Zögerlichen überlassen, die bereitwillig Ehre und Gewissen dafür hergeben.

Lesefrucht

“Für die Entfremdung sollte man ein gutes Wort einlegen“, sagte Z. “Ich  bin nicht der erste, der dafür eintritt. Unter ihr zu leiden scheint mir ein Luxus zu sein, den wir uns nicht leisten können. Sicherlich greifen auch Sie sich zuweilen an den Kopf, wenn Sie sich einem Gemeinschaftserlebnis aussetzen. Schon die Betrachtung einer beliebigen Talkshow genügt. Sie werden feststellen, dass es Leute gibt, die im Studio auf Befehl lachen. Oder denken Sie an ein Pop-Konzert, bei dem alle im selben Moment die Arme hochwerfen, als lebten sie in Nordkorea und müssten den hundertsten Geburtstag ihres Diktators feiern.

Das Gefühl, auf dem falschen Dampfer zu sein, ist in solchen Fällen nicht nur unvermeidlich, sondern auch willkommen.“

Ein Auszug aus dem Suhrkamp-Bändchen
Herrn Zetts Betrachtungen
Von H.M. Enzensberger

Wärmstens zu empfehlen – E. argumentiert eigenwillig, pointiert scharf und provoziert durchaus auch Widerspruch, ist aber immer vergnüglich zu lesen und nie langweilig,

Neues aus dem Atelier

1191013

Bagatelle 2013_15
farbige Mischtechnik auf Papiermontage,
Rahmengröße 21 x 21 x 1,6 cm,

Entstanden in Anlehnung an eine frühere größere Arbeit:

181013 Überbrückung, 1991/2013
Acryl auf Collage, 107 x 107 cm.

Manchmal dauert es sehr lang, bis etwas endlich fertig gestellt wird
–  ein stets mahnender Geist kam nun zur Ruhe.

 

Zufall oder Kontingenz?

13913

Farbablagerungen auf einer Schutzfolie

Warum noch malen, wenn man’s so geliefert bekommt?
Ist uns doch inzwischen die Ästhetik des Informellen so vertraut und selbstverständlich geworden.
Zwar kam es wie ein Geschenk aus heiterem Himmel – aber ein paar kleine Eingriffe waren dennoch nötig.

“Gastbeitrag“

11913

Hartmut Bepler – Capriccio,
Collage, 9 x 11,4 cm

Ein Bild, farblich und formal so scheinbar selbstverständlich fest gefügt, als ob es gar nicht anders sein könnte. Die schockhafte Konfrontation der beiden berühmten Ausgangsbilder geschieht fast bruchlos. Die Arbeit löst bei mir einen Schwarm von “Assos“ (wie Rühmkorf sie nannte) aus.

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*) Wer seine Schulzeit beendet hat, lässt gewöhnlich einen Lebensabschnitt hinter sich, der langsam ins Vergessen zurücksinkt, und auch die Lehrer wären überfordert, wollten sie die Lebensschicksale  aller Ehemaligen mit Aufmerksamkeit verfolgen. Schön also, wenn es auch einmal anders kommt und die lange zurückliegende Aufeinander-Bezogenheit nicht abreißt wie in diesem Fall. Danke!