Ein Gästebuch des Waldes?

zur gefälligen Nutzung durch die Spaziergänger:

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Vandalen gehen selten spazieren, und Spaziergänger wollen nichts verwüsten – an einem abgelegenen Waldweg wie hier hat die hübsche Installation also durchaus eine Chance, noch manchen angenehm zu überraschen.

Apropos Else Lasker-Schüler

Wie reiz- und geheimnisvoll uns die Erinnerung an diesen “schrägen Vogel“ aus dem Expressionismus heute erscheint – und wie schwer es wohl damals für die direkt Betroffenen gewesen sein muss, die Künstlerin als reale Person zu ertragen!

Die Konsequenz aus dieser Überlegung darf aber nicht die rüde Ablehnung alles Phantastischen sein, wie es dem Spießer einfällt,  der schließlich “entartete Kunst“ ausmerzt und Bücher verbrennt, sondern  die  Anstrengung, auch dann noch als “Geburtshelfer“ wirken zu wollen, wenn uns Kreativität in unangepasster Gestalt begegnet.

 

 

 

 

Gedankensplitter

Immer wieder der Reiz der Ferne, der uns aus unüberbrückbarer Distanz anzieht – vergeblich, etwas in der Ferne reizvoll Lockendes in unmittelbarer Nähe erleben zu wollen – durchaus verwandt mit der Unmöglichkeit, der Nähe eines aus der Ferne bewunderten Menschen gewachsen zu sein und seine/ihre Anwesenheit sinnvoll nutzen zu können.

Seltsames Nebeneinander

Immer wieder werden mit großpädagogischem Eifer Bedenken gegen die Grimmschen Märchen vorgetragen, in denen  bekanntlich so grausliche Dinge geschehen, dass man die zarten Kinderseelen davor schützen müsse.

Merkwürdigerweise existiert gleichzeitig in Spielen, Filmen und Jugendbüchern ein lustvoller Umgang mit Seeräuberabenteuern, der offenbar für ganz unbedenklich gehalten wird, obwohl es in der realen Seeräuberei doch schlimm genug zugeht.

Was aber sind schon die Grimmschen Märchenunholde und die Seeräuberphantasien verglichen mit der Macht der Fernsehbilder, in denen die lieben Kleinen von früh an lernen, was bei uns im praktischen Leben Sache ist?

Aberglaube?

Warum wird vom Aberglauben häufig so verächtlich gesprochen? Ist er nicht ein uraltes Hilfsprogramm, um in den verschiedensten Ungewissheiten Entscheidungen treffen zu können, ein nie endendes Trial-and-Error Experiment, eine Lebenshilfe mit Placebo-Effekt, bei der Verstand und Logik nicht gefragt werden?

Gern wird die Anekdote erzählt, wie der Physiker Niels Bohr gefragt wurde, warum er an seinem Ferienhaus ein gefundenes Hufeisen angenagelt hätte. “Es ist ganz egal, ob ich daran glaube oder nicht“, soll er gesagt haben, “es hilft trotzdem“.

Und was unterscheidet nun den Glauben vom Aberglauben?

Reiz der Sudokus

Erstaunlich  die Beliebtheit, die dieses Spiel erlangt hat, die Riesenwelle seiner internationalen Verbreitung  – und dazu die Frage, warum diese Verbreitung erst vor rund dreißig Jahren geschah, obwohl die Grundidee der Spielregeln schon im 18. Jhdt. konzipiert wurde.

Die späte “Zündung“ und die Gründe der raschen Ausbreitung müssten Soziologen und Philosophen beschäftigen.

Wenn ich mir selbst die Frage nach dem Reiz der Sudokus stelle,  dominiert der Gedanke, dass jedes Mal aus ein paar chaotisch verteilten Brocken ein harmonisch geschlossenes Ganzes wird und dass man das “mit Bordmitteln“, also ohne jede fremde Hilfe, schafft. Immer sind wir sicher, dass es eine eindeutige Lösung gibt und dass man sie finden kann, wenn man nur lang und aufmerksam genug nach ihr sucht.

Wünscht nicht mancher, der Sinn unseres Daseins könne sich mit ähnlicher Beharrlichkeit finden lassen?