“Parole?“ – “Banane“

Eine Art Passwort für Eingeweihte: nur Ahnungslose halten die Banane für eine Verunzierung der Fassade:  Kenner jedoch wissen, dass man die Banane als Zeichen der Anerkennung verstehen soll, gewissermaßen als Orden, der  besonders interessanten Galerien  und Museen verliehen wird.

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Warum ausgerechnet die Banane als Symbol gewählt wurde und nach welchen Kriterien sie “verliehen“ wird, lässt sich allerdings so wenig ergründen, wie man das Wesen der zeitgenössischen Kunst dingfest machen kann.

Krumme Wege

In Krimis kommt es  oft genug vor, dass nicht alles legal ist, was zur Lösung des Falls angewendet wird: sei es, dass der Detektiv ein enges Verhältnis zu einer Sekretärin hat, die über die notwendigen Informationen verfügt, sei es, dass jemand dem Kommissar aus persönlichen Gründen zur Dankbarkeit verpflichtet ist und deshalb etwas Wichtiges preisgibt.

Wahrscheinlich lässt sich an solchen Beispielen ein augenzwinkerndes Einverständnis und eine Gewöhnung an eine in der Praxis allgegenwärtige Doppelbödigkeit des Rechtsbewusstseins ablesen.

Das könnte vielleicht das achselzuckende Hinnehmen von illegalen Maßnahmen erklären, die angeblich zur Sicherheit der Bürger erforderlich seien.

Nun sind aber die zu beklagenden Verstöße gegen die Persönlichkeitsrechte durch die NSA keine kleinen Nacht-und-Nebel-Aktionen (“ein wenig außerhalb der Legalität“), sondern es handelt sich um heimlich angeordnete und staatlich (verdeckt) finanzierte Aktionen in großer, umfassender Weise, und es ist sehr die Frage, ob man noch von einem Rechtsstaat reden kann, in dem solche Verhältnisse herrschen und  für unbedenklich gehalten werden.

Edward Snowdens Motive kennen wir nicht; aber er hat seine Existenz riskiert, als er durch seine Veröffentlichungen das Selbstverständnis des westlichen Systems fragwürdig erscheinen ließ.

Wenn er jetzt als Verräter beschimpft und gejagt wird, sollte man sich z.B. an die Geschwister Scholl erinnern, die wir für ihren Mut bewundern und die an einem Staat zu Verrätern wurden, der sich für einen Rechtsstaat hielt.

Merkbuchseite

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(Bleistift)

Immer wieder das Meer der Möglichkeiten studieren, dem keine Phantasie gewachsen ist.

– Als Kind saßen wir am Straßenrand und lachten heimlich über die Leute, die vor uns vorbeigingen, ohne dass uns recht bewusst gewesen wäre, was uns da zum Lachen brachte. Vermutlich war es der jeweilige Ausdruck der Körpersprache, der sich dann gelegentlich auch durch mimische Darstellung imitieren ließ. –

Wer hat eigentlich gesagt, dass man ab einem bestimmten (?) Alter für sein Aussehen verantwortlich sei?

Werther Nachlese 2014

(siehe unter “Ausstellungen“)

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Werther Nachlese 2014

Annäherung an Goethes Text
im Bewusstsein der großen Zeitdifferenz
zwischen dem Damals und dem Heute

 Farbige Zeichnungen
auf Papier im Format 59 x 42 cm
ohne festgelegte Reihenfolge
und ohne Anspruch auf Vollständigkeit

Bildvorstellungen, wie sie sich beim Lesen
aufdrängen können,
ergänzt jeweils durch ein Textzitat,
das durch diese Hervorhebung
aufmerksamer gelesen und
bewusster verstanden werden soll

 

Junge Literatur aus Mexico

Wenn man die Unmengen von Neuveröffentlichungen bedenkt, die jährlich zu den schon vorhandenen Büchern hinzukommen, ist es abenteuerlich unwahrscheinlich, dass mich aus dem ganzen Wust ein kleines Werk treffen kann, das mich auf Anhieb gefangen nimmt – und doch ist so etwas möglich.

   . . . Gefüllte Bücherregale sehen gut aus und regen dazu an, Fragen zu stellen.  Andererseits haben nur die Bücher, die aus ihrem vertikalen Schlummer erwacht sind, ein Eigenleben.  Ein Buch, das auf dem Bett liegt, ist ein diskreter Begleiter, ein vorübergehender Liebhaber; eines, das auf dem Nachttisch liegt, ein Gesprächspartner; das auf dem Sessel ist ein Kissen für den Mittagsschlaf; das Buch, das seit einer Woche auf dem Beifahrersitz liegt, ein treuer Reisegefährte. . . . 

aus Valeria Luiselli – Falsche Papiere,

Antje Kunstmann Verlag

Noch immer Stein des Anstoßes

. . .  Gerade die schwächsten Leistungen der Kunst beziehen sich auf das unmittelbare Gefühl des Lebens, die stärksten aber, ihrer Wahrheit nach, auf eine dem Mythischen verwandte Sphäre: das Gedichtete. Das Leben ist allgemein das Gedichtete  der Gedichte – so ließe sich sagen;  doch je unverwandelter der Dichter  die Lebenseinheit zur Kunsteinheit überzuführen sucht, desto mehr erweist er sich als Stümper.  Diese Stümperei als “unmittelbares Lebensgefühl“, “Herzenswärme“, als “Gemüt“ verteidigt, ja gefordert zu finden, sind wir gewohnt.  . . . * 

Der Text macht es dem Leser nicht leicht; aber was hier über die Qualität von Dichtung gesagt wird, gilt auch heute noch für die anderen Künste in gleicher Weise.

*) aus:
Walter Benjamin – Schriften, Bd. 2, Zwei Gedichte von Hölderlin, Suhrkamp Vlg., 1955